Erfahrungsbericht zum Praktikum

Erfahrungsbericht von Tamara H.

Anspruchsvolles, hochentwickeltes Engineering inmitten ländlicher Tradition

Ich war noch recht jung und unerfahren, als ich mein erstes Praxissemester bei ELHA-MASCHINENBAU Liemke KG antrat und wusste nicht so recht, was mich dort erwartet. Zu der Zeit hatte ich gerade das zweite Jahr mit dem Sommersemester an der Stanford Universität Außenstelle in Berlin abgeschlossen, jener Stadt, die mich immer ein wenig an San Franzisco erinnert: Etwas abgeranzt, andersartig aber liebenswert.

Nun aber war ich hier in Hövelhof, einer kleinen Stadt in Ostwestfalen die vielen von uns weitgehend unbekannt war. Trotz der eher bescheidenen Größe und der ländlichen Umgebung, durfte ich lernen, dass Hövelhof die Heimat vieler High-Tech Firmen und deren unterstützender Partnerunternehmen ist. Was ich auf den ersten Blick zu schätzen wusste, war die friedvolle Eigentümlichkeit der Stadt, die eine willkommene Abwechslung zum hektischen und geschäftigen Treiben sowohl des Silicon Valley als auch Berlin war.

An meinem ersten Arbeitstag bei ELHA wurde ich zu meiner völligen Verblüffung gefragt, was ich denn während meiner Zeit dort lernen möchte. Es war für mich kaum zu fassen, dass dies Praktikum auf meine persönlichen Lernziele, Entwicklung und praktischen Erfahrungen fokussiert und nicht notwendigerweise mit einem Nutzen für das Unternehmen aufgrund meiner bisherigen Qualifikationen verknüpft war. Immer wieder durfte ich während des Praktikums das sehr geschätzte ELHA-Engagement, für die Ausbildung und Schulung von jungen Menschen, wie mich, erfahren. Dies hieß auch, mit vielen unterschiedlichen Facetten der Firma innerhalb des kurzen Zeitraums von drei Monaten vertraut zu werden.

Praktikum bei ELHA - Tamara H.

Während des Praktikumsverlauf durfte ich einen traditionellen Blaumann tragen und habe nebenher viele Bekanntschaften in der Ausbildungswerkstatt gemacht, Mechanikern bei ihrer Arbeit in der Fertigung über die Schultern schauen können, technische Zeichnungen und Schemen für die Montage erstellt, an Kunden- und Lieferantenbesprechungen teilgenommen, eine spezielle Maschinenkomponente für ein Fertigungsmodul für den Kunden Daimler entwickelt und getestet sowie die Ergebnisse anschließend in der Firmenzentrale in Stuttgart vorgestellt. Weiter was es sehr interessant einerseits die gewöhnliche Büroumgebung mit den zahlreichen Computer-Bildschirmen und dauernd klingelnden Telefonen zu erleben, andererseits aber auch die Fertigungsumgebung mit den charakteristischen Postern von knapp bekleideten Frauen in größerer Anzahl und regelmäßigen Kaffeepausen. Auch habe ich dabei aus erster Hand gelernt, wie gegenseitiger Respekt und eine beständige Kommunikation zwischen diesen beiden Bereichen zu größtmöglicher Qualität führen.

Meine kulturelle Weiterentwicklung während dieser Zeit war ebenfalls recht ansehnlich. So erlebte ich die großartige, deutsche Grillkultur, lernte die Kollegen den Tageszeiten entsprechend mit „Moin“, „Mahlzeit“ oder „Feierabend“ anzusprechen und lokalen Festivitäten mit Freunden und Kollegen beizuwohnen. Als erstes kam das „Schützenfest“, welches vermutlich eines der merkwürdigsten und ausgelassensten Feste, und Berichten zufolge eines der Highlights im Jahr ist. Diese traditionelle Veranstaltung ist aus den Zeiten überliefert worden, wo jede Gemeinde noch eine eigene Bürgerwehr zur Selbstverteidigung gegen äußere Feinde besaß. Dabei wird in einem Wettbewerb unter den meisten männlichen Bewohnern Hövelhofs auf einen hölzernen Vogel geschossen und derjenige, bei dessen Schuß der Vogel von der Stange fällt, als Schützenkönig gekürt. Dem folgt dann ein Festumzug durch die Stadt mit zahlreichen Schaulustigen und einem großen Festball wo viel getrunken und getanzt wird.

Später im Sommer wurde das Liboriusfest in der nahegelegenen Stadt Paderborn gefeiert, einer Woche voller religiöser und weltlicher Veranstaltungen, welche dem heiligen Sankt Liborius huldigen. Die Woche wurde mit einer Parade eröffnet, in der die Gebeine des heiligen St. Liborius, welche normalerweise in der großen Kirche residieren, durch die Stadt getragen werden. Außerdem gab es jeden Abend in dieser Woche viele Musikfestivals- und andere Feste. Zum Schluss wurde das „Erntedankfest“, eine deutsche Form des Thanksgiving und das „Heideblütenfest“ auf einem Hövelhofer Schafsbauernhof gefeiert, wo lokale Handwerksleute ihre Holzschnitzereien und Seifen verkauften, Traditionen wie das Spinnen von Wolle und Seilherstellen zur Schau gestellt wurden und Bauern das Scheren von Schafen vorführten.

Im vergangenen Sommer, zwei Jahre nach meinem ersten Aufenthalt, hatte ich die Möglichkeit für ein zweites Praktikum zu ELHA zurück zu kehren. Mit guter Ausbildung und größerem ingenieur-mäßigem Erfahrungsschatz kam ich nun in der Absicht weitere On-the-job Erfahrungen zu sammeln und fragte nach Aufgaben, deren Bearbeitung für die Firma von Nutzen sind. Im Folgenden war es dann meine Aufgabe, mich in die Nutzung einer neuen Simulations-Software von Siemens einzuarbeiten um damit anschließend neue Maschinenkonzepte zu testen und bestehende Konzepte zu optimieren. Schnell fand ich heraus, dass nur zahlreiche Telefonate mit Siemens zu entsprechenden Fortschritten beitrugen, in denen ich die Problemstellungen mit meinen unvollständigen (aber gezwungenermaßen zügig besser werdenden), technischen Deutschkennt-nissen erläuterte.

Dieses Praktikum war eine deutlich weitergehende Erfahrung als das Erste, aber gleichermaßen, wenn nicht sogar zufriedenstellender. Drei Monate in derselben Abteilung zu arbeiten gab mir die Möglichkeit mehr von der Geschäfts- und Bürokultur in Erfahrung zu bringen. Hier in den USA scheinen wir ewig einer schwer zu fassenden Work-Life-Balance nachzueilen. In Deutschland scheinen die meisten meiner Kollegen diese zum Großteil bereits gefunden zu haben. Ich glaube der Hauptunterschied liegt dabei in der Intensität und der Fokussierung mit der jeder dort arbeitet und auch der Effizienz mit der Aufgaben ausgeführt und Entscheidungen getroffen werden. Dies wurde auch durch die Aufrichtigkeit und Offenheit mit der die Leute ihre Gedanken zum Ausdruck brachten unterstützt. Wenngleich ich die Arbeit an meinem Projekt durchaus genossen habe, war das wahre Highlight meines zweiten Praktikums die Teilnahme an der weltgrößten Werkzeugmaschinen-Messe (EMO) in Hannover an der ELHA als Aussteller teilgenommen hat. Ich habe den Großteil meines ersten Tages damit zugebracht bewundernd umherzulaufen und zu versuchen so viel Input wie möglich aufzunehmen. Dies war einerseits sehr berauschend, andererseits auch absolut erschlagend. Den Rest meiner Zeit dort verbrachte ich dann damit, interessierten Besuchern unsere Maschinen zu erklären, mehr über unseren Wettbewerb zu erfahren sowie den letzten und besten Stand aktueller Fertigungstechnologie zu erkunden.

Dies bestätigte zudem, das ELHA eine Vorreiterrolle in der Fertigungstechnologie besitzt; dort hat man mir Erfahrungen ermöglicht, welche ich zu diesem Stadium meiner Laufbahn so nirgendwo anders hätte erwerben können, wofür ich allezeit dankbar bin. Beide Praktika bei ELHA kamen für mich zu einem perfekten Zeitpunkt. Während meines 2. Studienjahres an der Stanford war ich noch etwas skeptisch, ob ich die richtige Studienwahl getroffen habe; das erste Praktikum hat diese Zweifel weggewischt und gab mir frische Motivation den Weg weiterzugehen. In diesem Jahr, wo sich mein Grundstudium dem Ende näherte, ereilten mich wieder dieselben Ängste wie zweifelsfrei auch viele meiner Mitstreiter: Gibt es noch irgendetwas Anderes das möglicherweise genauso aufregend und intellektuell herausfordernd ist wie die Stanford ?

Der Sommeraufenthalt bei ELHA hat mir die Antwort gegeben, welche es mir erlaubt mit Zuversicht in die „reale Welt“ durchzustarten: JA !